Pressespiegel November-Anschläge (01.12.2010)

(Vorsicht: Satire) Die gesamte deutsche Presse reagiert auf den deutschen November-Terror, wie die heutige Zeitungsschau des ARD/ZDF- Morgenmagazins beweist. Im Moma-Cafe diskutiert Dunja Hayali im Gespräch mit dem Chefredakteur des „Helgoländer Vorboten“ die wichtigsten Zusammenfassungen zum Tage:

Spiegel-Online (die digitale Ausgabe des ehemaligen Nachrichtenmagazins) geht vor allem auf die Bedrohung des Reichstags ein:

…Der schwarze November 2010 wird sich als Monat beispiellosen Terrors in die Köpfe einbrennen. Um ein Haar wäre es beinahe zu zahlreichen Toten, Verletzten und Zerfetzten gekommen. Der erschütternde Gedanke, dass das Reichstagsgebäude, wie vorab allein vom SPIEGEL gemeldet, als zentraler Ort dieser perfiden Anschläge vorgesehen gewesen war, wird die Volksgemeinschaft wohl endgültig veranlassen, sich geschlossen hinter unserem besonnenen Innenminister de Maiziére und der Kanzlerin zu versammeln. Weshalb die Terroristen ihr blutiges Werk nicht vollenden konnten, erfuhr der SPIEGEL nach erfolgreicher Folterung eines islamistischen Schläfers unbekannter Herkunft durch den BND. Eine bislang unbekannte Brudergruppe von Al Qaida hätte danach in den zum Glück jahreszeitlich trüben deutschen Novembertagen schlicht nicht mit dem Ausfall ihres solarbetriebenen Yemen-GPS-Systems gerechnet. Terrorismusexperten vermuten darin einen schweren logistischen Fehler, der wahrscheinlich Millionen von Reichstagsbesuchern  das Leben rettete! In Unkenntnis lateinischer Strassenbeschriftungen haben die Terroristen den Deutschen Bundestag also lediglich durch diesen glücklichen Umstand nur (noch!!!) nicht gefunden. Insofern ist bewiesen, dass der nächste Anschlag ganz sicher schon 2011 kommen wird. Die kluge Idee des Präsidenten des BKA, Jörg Ziercke, den Hort unserer Demokratie kurzfristig in die Stadthalle einer unbekannten Stadt zu verlegen, entzog der fürchterlichen Bluttat und den Prognosen des SPIEGEL zudem zwar kurzfristig wenngleich wohl letztmalig den Boden! Die furchtbaren Einschläge kommen immer näher! Der Kleinbus der offensichtlich völlig desorientierten Terroristen konnte nach intensiven SPIEGEL-Recherchen erst kurz vor Bielefeld, dem provisorischen Parlamentssitz, von einem Spezialterrorkommando auf der A44 gestoppt werden. Der Zugriff erfolgte am Mittag rasch, militärisch präzise und ohne Möglichkeit der Gegenwehr für die vermutlich 8 Insassen. Die Innenpolitiker von CDU/CSU, Bosbach und Uhl, verlangten die unverzügliche zeitlich unbegrenzte Vorratsdatenspeicherung aller Tachodaten. „Das Bundesverfassungsgericht muss endlich begreifen, dass Kleinbusse auf deutschen Autobahnen kein rechtsfreier Raum sind“, betonte Bosbach“ … (Dirk Kurbjuweit)

Richtigstellung von 18.24 Uhr: Bedauerlicherweise sprachen wir in der heutigen Online-Ausgabe von verunsicherten „Terroristen„. Dies war ein redaktioneller Übermittlungsirrtum. Tatsächlich handelte es sich um einen Kleinbus mit „Touristen“. Wir bitten darum, die geringe sprachliche Abweichung zu entschuldigen, die lediglich dem investigativen Journalismus unserer Berliner Redaktion geschuldet war.

BILD fragte die Leserinnenreporterin

Sie hat den Terroristen gesehen!

(Agentur-Foto aus Sicherheitsgründen entfernt) ER kam am frühen Abend. ER sprach arabischen Dialekt! ER rollte mit den Augen! Und ER fragte sie in komischem Gewand nach dem Hauptbahnhof! Die Berlinerin Bertha H. (58) wird es nie vergessen können. Es war schrecklich, weint sie. Dieser Bart! Diese rollenden Augen…. Kaum war der Terrorist weg, rief sie, noch unter Schock stehend, jedoch beherzt und mit letzter Kraft die 110 an! Hauptwachtmeister Benno E. (37) analysierte die Lage kühl und besonnen: Mir war nach dem glaubwürdigen Bericht der Zeugin H. sofort klar, dass ER es war. Video-Aufzeichnungen beweisen dies: ER hat NIE den Bahnhof betreten und somit Bertha H. tückisch getäuscht! Deutschlands oberster Kripo-Mann, Jörg Ziercke (63, SPD) lobte deshalb deren Zivilcourage und warnte zugleich: Nie versuchen, allein einen Terroristen zu fangen! Islamisten verstehen keinen Spass. Vor allem nicht von unverschleierten Frauen! BILD fordert: Nicht lange zaudern, Herr Bundespräsident! JETZT das Bundesverdienstkreuz für Bertha H.! (siehe auch: Gewinnerin des Tages)… (Kai Diekmann)

stern… leider erst morgen!

Deutsche Schicksalszeiten. Deutscher Terror. Deutsche Weihnachtsmärkte. Deutsche Verwundbarkeit. Darüber werde ich in der morgigen Ausgabe einen Zwischenruf verfassen. Blöd, dass wir nicht schon heute am Mittwoch auf dem Markt sind 🙁 … (Hans-Ulrich Jörges)

Die Zeit erscheint aufgrund der aktuellen Lage jedoch bereits einen Tag früher und  beschäftigt sich vor allem mit den Auswirkungen des Terrors auf die Kultur:

Warum gibt es keinen Aufschrei der deutschen Intellektuellen? Dabei ist durch den islamistischen Teror bei uns nichts so gefährdet wie die Kultur. Vor allem im Theater! Der Liebreiz einer Schauspielerin in Burka ginge völlig verloren. Wie könnten im Einheitsbrei barbarisch verhüllenden Stoffs noch Gefühle zum Ausdruck gebracht werden? Denken wir nur an Romeo und Julia! Das Gespräch über die Nachtigall wäre von einem talibanischen Sittenwächter sinnentstellend gestört worden. Ernsthaft will dies niemand. Warum also das lärmende Schweigen? Erliegen hier die Intellektuellen gar dem verbotenen Charme des Exotischen, statt ihre Stimme zu erheben? Doch diese Tage der Bedrohung haben uns vor Augen geführt: Die Rückentwicklung der Konsolidierung der Polis ins islamistisch Banale, ins Zerstörerische, in Hass und Terror kann nicht mehr ausgeschlossen werden:  Alle Deutschen müssen endlich – angeführt durch uns Intellektuelle – ein unverkrampftes wehrhaftes Verhältnis zur terroristischen Bedrohung jeglicher Kultur bekommen. So zu tun, als ginge dies nur Lieschen Müller und den BILD-Leser etwas an, geht nicht mehr!… (Giovanni de Lorenzo)

Die TAZ konnte wegen der Feier der 10.250 GenossIn der TAZ-Genossenschaft leider auch noch nicht ausführlich berichten. Die potenzielle Überschrift wird laut @zeitrafferin im Laufe des Tages bekannt gegeben. Mit dem Stichwort Genossen leiten wir aber zu einer interessanten, weil wenig gehörten, internationalen Stimme über:

Der Nordkoreanische Rundfunk:

Unser geliebter Führer Kim Jong-Il hat heute seinen geliebtesten Sicherheitsoffizier, Genosse Oberst U- Bum-Bahn nach Deutschland entsandt. Da dieses Land von unserer stolzen Hauptstadt Pjöngiang aus mit dem Zug bereits innerhalb weniger Tage erreichbar ist, sind die Sicherheitsinteressen unserer geliebten Volksrepublik durch die dortige angespannte Situation in erheblicher Weise berührt. Deutschland ist, wie auch unsere geliebte Heimat, aktuell aus dem Ausland bedroht. Deutschland verfügt als technisch zurückgebliebenes Land aber leider zugleich noch nicht einmal über eigene Atomwaffen zum Schutz vor diesen heimtückischen feigen ausländischen Aggressoren! Genosse U-Bum wird daher vor Ort untersuchen, wie es dort dennoch mit Hilfe der Speicherung und Sperrung elektrisch verbreiteter Daten im imperialistischen Internet und mittels anderer Errungenschaften des geliebten Volksrepublikvolkes gelungen sein soll, die Infiltration der terroristischen Agenten abzuwehren. Der Besuch gilt zugleich auch der Festigung der unzerbrüchlichen Freundschaft zur Deutschen Nation, die sich nach den Worten ihres geliebten Aussenministers We- Ster Wel- Le gleichfalls bereits auf dem erfolgreichen Weg in den Sozialismus befindet… (Koer Ting)

Anmerkung: Oberst U- Bahn soll nach einem Berliner Auslandsstudium auch Fachmann für Nachbarschaftsbeobachtungen sein. Er hatte bereits 1990 den Verkauf von 120 Berliner U-Bahn-Wagen in die nordkoreanische Hauptstadt eingefädelt.

Die Presseschau für Morgen, Donnerstag, 2. Dezember, kommt mit aktuellen Terrorlagen wieder von der ARD.

5 Gedanken zu „Pressespiegel November-Anschläge (01.12.2010)

  1. Tom

    Ich frage mich schon seit den ersten aktuellen Terrorwarnungen in der Presse ob das nicht eine riesige aufgeblasene Lüge ist um die VDS und ähnliches durch zu setzen. Wer sagt denn daß die Misere, äh ich meinte natürlich de Maiziére, nicht von der Testbombe in der Air Berlin vorher wußte und nur Panik in der Bevölkerung auslösen wollte um die Interessen der Regierung durchzusetzen?

    Antwort tauss: Letzteres weiss ich nicht. Allerdings bin ich tatsächlich der Auffassung, dass die Union von der Terrorhysterie politisch profitieren will und sie deshalb schürt.

  2. Oliver

    Ich hatte die Drohung, den Reichstag zu sprengen als Scherz aufgefasst. Jetzt nehmen wir mal an, die „Führungselite“ Deutschlands (nicht die Lobbyisten, sondern deren Pressesprecher) wären wirklich mal an Ihrem Arbeitsplatz:

    Die Vorstellung, dass morgen Merkel, Westerwelle, Schäuble, Bosbach, Uhl, Gabriel, vdL, Kynast und Trittin und all die anderen Schwarz / Rot / Grün / Gelben Vollpfosten weg wären, macht mir persönlich keine Angst und ich hab auch niemanden gefunden, der sie vermissen würde – das ist das eigentlich Spaßige …

    Schlimmer kann es nämlich nicht mehr kommen – da sind wir uns in meinem Bekanntenkreis sehr einig. Traurig, irgendwie!

  3. SvenF

    nice 😉

    der spiegel hat allerdings in der hektik vergessen das bosbach noch die anmerkung machte, das wohl google streetview nicht ganz unschuldig dabei ist, das die terroristen ihren weg vom ausland in das innerdeutsche herz fanden!

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