Deutsche Kinderhilfe ohne Eigennutz

Größter Ausgabeposten der „gemeinnützigen“ Deutschen Kinderhilfe (DKH) war ausweislich des Geschäftsberichts 2009 die PR- und Öffentlichkeitsarbeit mit beachtlichen rund 153.000,- € (28% des Jahresetats). Und diese Ausgaben aus Spendenmitteln lohnen sich offensichtlich politisch wie persönlich. Der „geschäftsführende DKH-Vorsitzende“ Georg Ehrmann erhält ein Salär von knapp 5.000.- € monatlich für seine Lobbyarbeit. Nicht schlecht für einen Job, den andere ehrenamtlich betreiben.

So viel Engagement konnte Ministerin Kristina Schröder nun wirklich nicht übersehen und hat den (allerdings nicht sehr erfolgreichen) PRO-Unterschriftensammler für Zensursula dann in diesem Jahr eben mal schnell als Sachverständigen in das Bundesjugendkuratorium berufen. Dort hat sich bereits auch Innocence in Danger in Gestalt von Frau von Weiler breit gemacht (dies wurde IiD immerhin zusätzlich mit staalichen Fördermitteln in Höhe von über 63.000.- € versüßt. Davon können andere Kinderschutzorganisationen oder Anti-Nazi-Kämpfer nur träumen). Was aber qualifiziert nun den gelernten und so uneigennützigen Advokaten laut Bundesministerin für Frauen, Senioren,Familie und Jugend?

Das Bundesjugendkuratorium (BJK) hat die Aufgabe, die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendpolitik zu beraten. Bei den berufenen Personen handelt es sich um Expertinnen und Experten in den Themenfeldern, mit denen sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in dieser Legislaturperiode ganz besonders beschäftigt. Die berufenen Persönlichkeiten stehen für ihre jeweilige Expertise in aktuellen Themenschwerpunkten des BMFSFJ. Bei der Besetzung sind auch das Bundesgremienbesetzungsgesetz zu beachten und die interdisziplinäre Besetzung aus Politik, Praxis, Verwaltung und Wissenschaften. Alle berufenen Personen zeichnen sich durch ihre Fachkenntnisse und Erfahrung aus. Herr Georg Ehrmann, Geschäftsführender Vorstandsvorsitzender des Trägers Deutsche Kinderhilfe e.V., wurde als Sachverständiger in Kinderschutzfragen berufen.

Dem gegenüber war sogar die WELT zu Zeiten der Großen Koalition etwas kritischer im Hinsehen:

Die Probleme bei der Deutschen Kinderhilfe sind auch politisch hoch brisant, weil Ehrmann sich bisher auf großen Rückhalt von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) verlassen konnte. Im vergangenen Jahr hielt Ehrmann sogar ein Referat zum Thema Kinderarmut vor dem CDU-Bundesvorstand – „in Anwesenheit von Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel und der CDU-Ministerpräsidenten“, wie es im Vereinsbericht 2007 heißt.

Ganz deutlich wurden die Ruhr-Nachrichten, ein Blatt, das allerdings die CDU und Frau Merkel wie die WELT nicht zu lesen scheint:

Der NRW-Landesverband ist bereits aus dem Deutschen Spendenrat ausgetreten und laut Selbstaussage inzwischen nicht mehr gemeinnützig.

http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/politik/inland/art29862,187814

„Nicht hinreichende Transparenz“

Wegen „nicht hinreichender Transparenz“ war der Verein damals auch ins Visier des Landesbeauftragten für Datenschutz NRW (LDI) geraten. Dessen Sprecherin Bettina Gayk bestätigte, man prüfe ein Servicepaket, das die Deutsche Kinderhilfe NRW ihren Fördermitgliedern als Dankeschön anbietet. Um dessen Leistungen, etwa eine Gesundheitsdatenbank für Notfälle, in Anspruch zu nehmen, müssten Nutzer viele persönliche Daten preisgeben. Wer diese verwalte, sei nicht ausreichend zu erkennen, weil an dem Angebot ein Geflecht von Firmen beteiligt sei. Nach Recherchen der Ruhrnachrichten sind diese außerdem personell eng mit der Kinderhilfe verflochten.

Kritik aus Rheinland-Pfalz

Im Juni 2007 hatte bereits Rheinland-Pfalz „sammlungsrechtliche Bedenken“ an der Arbeit des NRW-Landesverbandes der Kinderhilfe angemeldet. Wegen des drohenden Verbots, Spenden zu sammeln, hat der Verein daraufhin seine Arbeit in dem Bundesland eingestellt. Kinderhilfe-Bundesvorsitzender Georg Ehrmann, damals auch NRW-Landeschef, erklärte auf Anfrage, man habe diese Bedenken ausgeräumt und wolle wieder in Rheinland-Pfalz tätig sein.

Ich habe nachgefragt, ob dies wieder der Fall ist. Eine Antwort liegt bislang nicht vor. Übrigens wird in den Medien über den Verein derzeit nur noch wenig berichtet. Im Gegenteil: Ehrmann tritt ungeniert bei Bundestagsabgeordneten auf und wird zu Talkshows eingeladen. Mit Hilfe von Schirmherrschaften mobilisiert man zu Gunsten der Kinderhilfe immer mehr Politiker und Firmen, den unvermeidlichen Bund der Deutschen Kriminalbeamten etc. etc.

Einer deren „Vorstands“- Sprecher ist zwischenzeitlich der von der eigenen Basis abgewählte frühere SPD-Bundesagsabgeordnete und somit mein Ex-Kollege Rolf Stöckel (damals Mitglied der Kinderkommission des Deutschen Bundestages). Auch ihn stören die damaligen Zeitungsmeldungen nicht, die ich für Interessierte gerne mal aufliste:

http://www.welt.de/politik/article1874875/Geschaefte_unter_dem_Mantel_der_guten_Taten.html

http://www.welt.de/wams_print/article1874578/Geschaefte_mit_der_Hilfe_fuer_Kinder.html

http://www.freiesinternet.com/2009/05/17/deutsche-kinderhilfe-dubioser-verein/

http://www.foebud.org/datenschutz-buergerrechte/zensur/kinderhilfe-trommelt-fuer-zensur

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutsche_Kinderhilfe&diff=59941631&oldid=59043442

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33181/1.html

http://www.freitag.de/positionen/0924-kinderhilfe-ehrmann-spendenrat-markus-kurth?p=1

http://www.morgenpost.de/politik/article964453/Schwere_Vorwuerfe_gegen_Deutsche_Kinderhilfe.html

Hier die Stellungnahme der Kinderhilfe zu den damaligen Vorwürfen:

http://www.kinderhilfe.de/ueber/FAQsWELT-Berichterstattung.pdf

Besonders interessant der Finanzbericht ab Seite 39 zur Spendenverwendung, Gehältern und Verwaltungskosten:

http://sozialesmarketing.de/image/kinderhilfe_jahresbericht_2009_ohne_Anzeige_mai10.pdf

Verflechtung von Politik und Kinderhilfe:

http://pressebuero-nord.blogspot.com/2010/11/deutsche-kinderhilfe-feierte-10.html

(Wird fortgesetzt…..:)

2 Gedanken zu „Deutsche Kinderhilfe ohne Eigennutz

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  2. TheK

    Die Werbeagentur, welche diese PR macht, gehört nicht zufällig so halb zu dem Verein?

    Anmerkung tauss: Dies ist mir derzeit nicht bekannt.

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