Die Edlen und die Reichen: Innocence in Danger

Nachdem noch immer viele Fragen zu den Spenden der deutschen Innocence in Danger-Organisation in Verantwortung der Damen zu Guttenberg und und von Weiler unbeantwortet sind, lohnt es sich einmal, den Blick auf das Gesamtkonstrukt zu werfen. IiD residiert in Paris vornehm am Champs-Elysées. Kinder und Jugendliche sollen von dort aus satzungsgemäß zuförderst vor jeglicher Ausbeutung in der Welt, vor allem durch das Internet, geschützt werden. Stellungnahmen zu realer Ausbeutung, wie etwa Kinderarbeit, sind nicht bekannt.

Präsidentin und Gründerin der Organisation ist eine gewisse Homayra Sellier, über die ansonsten erstaunlich wenig bekannt ist. Die laut Wikipedia im 20. Jhd. geborene Iranerin lebt mit 3 Kindern und ihrem aus dem de Gaulle-Clan stammenden Ehemann, einem „Finanzmakler“ und Künstler, im schweizerischen Nyon, sofern sie nicht gerade irgendwo unterwegs ist, um gegen pädophile Internetbanden (Tagesspiegel) vorzugehen. Für einen solch hehren Kampf twittert Frau Präsidentin gelegentlich an deren 11 Follower um so belangloseres Zeug – allerdings nie etwas zum Thema Kinder.

Am interessantensten ist noch, wie sie am 17. Juli abseits der Zivilisation ohne Elektrizität und Handy Auge in Auge mit einem Schwarzbären in einem kanadischen Teich planschte.  Am 14. Juli stand sie noch nicht mitten in gefahrvoller Wildnis, sondern in New York. Dort wurde ihrerseits offensichtlich Sardinien nachgetrauert, wo sie kurz zuvor den Originaldrehorten von James Bond einen Besuch abstattete. Ob sie dort zugleich etwas über die Bekämpfung globaler Banden in Erfahrung brachte ist nicht bekannt. Dafür gab es (am 7. Juli) einen doppelten Regenbogen. Leider erfahren wir nach dem 5. Oktober via twitter nicht mehr, ob die nach einem Scalinetella – Besuch notwendige Diät erfolgreich verlief und WO sich diese Restauration irgendwo zwischen New York und Capri befunden haben könnte. Stress pur. Seither wird ihrerseits aber auch nicht mehr getwittert. Schade.

Immerhin fand Frau Sellier die Zeit, im April 2009 der Preisverleihung des Roland Berger Awards für Menschenwürde an Reporter ohne Grenzen und an ihren Landsmann Shirin Ebadi beizuwohnen. Nebenbei: Die Menschenrechtsmillion ging in diesem Jahr übrigens nicht auch noch an IiD, sondern an den bekannten Menschenrechtler und bimbeserfahrenen Dr. Helmut Kohl. Da Kohl selbst krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, erschien zur Entgegennahme des Preisgelds dessen brutalstmöglicher Finanzaufklärer Roland Koch . Ob dies ein Vorschlag von Dr. h.c. Joschka Fischer war, der wiederum dem honorigen Preisvergabekomitee angehört, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Aber zurück zu unserer Internetkämpferin, die mit Joschka und Roland sicher einen netten Abend erlebte:

An dieser Stelle hätte ich gerne veröffentlicht, wie IiD den vielen satzungegemäßen Aufgaben nachkommt und auch gleich eine Vielzahl der Projekte vorgestellt. Leider ist ausser viel Wortschwall und reisserischen Spots hierüber kaum etwas zu finden. In französischer Sprache können hieran Interessierte für 16 Euro immerhin Selliers Buch über das „Internet als Paradies der Homophilen“ bekommen.

Nicht mehr ganz so aktuell Selliers Mitteilung sein, sie sässe mit einer gewissen Natasha Grigori im Board of Directors der mit IiD befreundeten US-Organisation APCO . Frau  Grigori musste leider bereits vor Jahren nach schwerer Krankheit diesen Planeten verlassen und hat dabei ihre alte Website wohl gleich mitgenommen. Mehr ist über diesen APCO-BoD daher nicht herauszubekommen.

Andere aber leben glücklicherweise noch: So die Begum Inaara Aga Khan, Gattin von Aga Khan und geborene Thyssen. Sie hat am Rande der UNESCO als deren ehemalige Beraterin die Gründung von Innocence in Danger mit auf den Weg und die arme UNESCO so selbst in das Umfeld des Vereins gebracht. 2003 wurde sie mit der Schirmherrschaft für eine Veranstaltung in Berlin betraut, an deren „Königstisch“ dann Internetüberwacher- und Hasser Nr. 1 Otto Schily Platz nehmen durfte.

Wowi öffnete bei solchen Gelegenheiten übrigens auch schon mal seinen Geschenkeschrank und brachte IiD für die Tombola so hübsche Sachen wie einen ehemaligen Palastofen zur Verlosung mit. Hätte man den nicht eventuell gut im neuen Berliner Schloss gebrauchen können?

Leider verblasste Wowereit trotz Ofens aber neben einer Ex-Kaiserin: Farah Pahlavi, deren Gatte im Zuge seiner verantwortungsbewusten Tätigkeit als Schah zu Persien schon mal dem einen oder anderen Kind die Eltern abhanden kommen liess, engagiert sich natürlich gleichfalls für Innocence in Danger. Sie rief Eltern dazu auf, wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern sehr vorsichtig zu sein.

Die schwedische Königin, unsere Silvia Renate, war leider nicht anwesend, zeigte sich gegenüber der Organisation jedoch in ihrer Eigenschaft als Chefin von Childwood auch schon finanziell erkenntlich. Dafür erschienen schon 2003 Alfred BiolekJette JoopFürst von Bismarck, Sabine Christiansen, Friedrich Flick, Walter Scheel, Volker Schlöndorff , Friede BILD Springer etc. etc. etc. auf der IiD-Bildfläche (siehe Bericht):

Sir Paul McCartney ist IiD danach ebenso verbunden ist wie Caroline von Monaco oder einige Windsors und die Klatschreporter. Genug der Aufzählung. Man fragt man sich ja nur, wie es bei so viel (Geld-) Prominenz auch die deutsche IiD nur auf so wenige Projekte bringt. Man kann sich daher nicht oft genug wundern:

Gerade mal ein Dutzend Kinder und deren  Mütter dürfen dank Innocence in Danger wenigstens 1 x im Jahr eine Woche in ein Ferienlager (siehe Göttinnendämmerung auf diesem Blog).

Sind die Reichen und Mächtigen also alle pleite? Oder sind missbrauchte Kinder dann doch nicht ganz so interessant, dass man sich ihnen jenseits einer Gala beim Schampus finanziell zuwenden möchte?

Einfluss jedenfalls ist da: Auch 2005 gab es eine tolle IiD-Sause zum Schutz von Kindern. Schirmherrin dieses mal: Die Gattin des damaligen Bundespräsidenten Eva Luise Köhler, die sich, wen wundert es noch, natürlich auch für den Mini-Verein in einer Kölner Dachkammer mit gerade 2,5 Beschäftigten engagiert. Sie verwies in der Grussansprache, offensichtlich gut gebrieft, darauf, dass Kinderpornografie ein inernationaler Markt sei, auf dem viel Geld verdient wird…

Ich tumber Tor habe mich immer gefragt, wie Horst Köhler nur seine Unterschrift unter das als Zensursula bekannt gewordene Machwerk Zugangserschwerungsgesetz setzen konnte. Heute weiss ich es: Er hatte Innocence in Danger , Erfinderin der Internetzensurinfrastruktur, schon im Ehebett! Das schlägt natürlich alle FsA-Demonstranten und Experten.

Ich habe von diesem Verein mehr als genug. Wer noch nicht genug hat, dem sei nachstehend auch noch die Welt aus 2003 empfohlen, wie die Herrschaften unter anderem so im Privatjet anreisen. Aber mal ernsthaft: Was könnten diese Typen für die Kinder in aller Welt tun wenn sie es nur wollten?

http://www.welt.de/print-welt/article260840/Internationaler_Jetset_bei_der_Innocence_in_Danger_Gala.html

7 Gedanken zu „Die Edlen und die Reichen: Innocence in Danger

  1. Babs

    Warum fällt mir ausgerechnet jetzt, nach der Lektüre dieses Artikels und der erhellenden Kommentare, der Fall Dutroux ein??? (Belgien, späte neunziger Jahre).

  2. Pingback: Empfohlene Links vom 15.12.2010 | fundsachen | XSBlog2.0beta

  3. free

    @ Dirk
    Es riecht halt schon gewaltig danach, dass man an neuen Mitgliedern gar kein Interesse hat, denn ich hab keinen anderen Kinderhilfsverein im Netz gefunden der nicht um Neue Mitglieder zur Unterstützung ihres Anliegens wirbt!

    Dass man das aus „Personalmangel“ einfach vergessen hat ist angesichts des „hochgebildeten“ Vorstandes aus „von“ „zu“ und „auf“ doch mehr als verwunderlich. Zudem funktioniert deren Propagandanetzwerkmaschine ja wunderbar ansonsten.

    Der einzige logische Schluss ist Neue Mitglieder waren von Anfang an nicht wichtig für den beabsichtigten Zweck.
    Wenn aber zusätzliche Mitglieder nicht wichtig für das eigentliche Anliegen sind warum?
    Da gibt es nur eine Antwort, der Zweck von IiD ist liegt in den einzelnen Anliegen der bisherigen Mitglieder.

    Wenn aber der Zweck in den Anliegen der bisherigen Mitgliedern alleine liegt, was könnte das denn sein?

    bzw. was ist es Definitiv nicht?

  4. Dirk

    Vielleicht will man auch keine Mitglieder.
    Die Satzung hat nämlich einen etwas blöden Passus:
    „7. Die Mitgliederversammlung ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder oder deren Repräsentanten anwesend sind.“
    Man stelle sich vor, der Verein hätte 50.000 Mitglieder. Dann müssten 25.000 zur Mitgliederversammlung kommen, damit sie beschlussfähig ist.
    Da dies unmöglich sein dürfte, es sei denn man mietet die Veltins-Arena als Veranstaltungsort und es kommen wirklich so viele (was praktisch ausgeschlossen sein dürfte), muss eine neue MV einberufen werden, bei der dann die Mehrheit der anwesenden Mitglieder zur Beschlußfähigkeit reicht.
    Zudem finde ich keine Mitgliederbeitragsordnung.

    Anmerkung tauss: Natürlich will man keine Mitglieder. Man will unter sich sein. Neue Mitglieder stören da nur. Der Vorstand entscheidet, wer Mitglied sein kann… 😉

  5. free

    Antwort:
    ich dachte der Begriff Vorstand bezöge sich auch auf die Geschäftsführung. Konnte nirgendwo einen Hinweis darauf finden dass die Geschäftsführerin diese Position im Angestelltenverhältniss ausübe.

    Ich möchte keineswegs Ihre Kommentarseite „bomardieren“ aber irgendwie finde ich diese IiD Thematik sehr ergiebig (bitte bremsen wenn gewünscht!)

    Habe noch etwas vermeintlich intressantes gefunden:
    Da muss man doch stutzig werden.
    „Obwohl gemeinnützige Vereine auf die ehrenamtliche Mitarbeit ihrer
    Mitglieder angewiesen sind (IiD hat nur 2,5 Vollzeitstellen), gibt es
    kein Mitglieder-Antragsformular oder einen Aufruf online dazu. Statt
    dessen findet man unter „Helfen Sie, wie und wo Sie können“
    Informationen zum Spendenkonto, wie man Fördermitglied werden und wie
    man eine Einzugsermächtigung erteilen kann.“

    http://www.heise.de/tp/foren/S-Mitglied-bei-IiD-werden-und-ein-Danke-an-Aristophanes/forum-190047/msg-19515998/read/

  6. free

    Herr Tauss,
    nachdem der Vorstand laut Website Ehrenamtlich tätig ist wären die Spesenabrechnungen der IiD wohl wesentlich interessanter. Insbesondere im Hinblick auf die exclusiven Veranstaltungsorte dürfte es sicherlich höchst amüsant sein einer entsprechenden Erklärung von Steffi im Rahmen eines live Interviews zu lauschen.
    Nur wie kommt man zuvor an die Spesenabrechnungen?

    Anmerkung tauss: Der Vorstand sicherlich. Es wäre ja auch noch schöner, wenn Frau zu Guttenberg wie Herr Ehrmann bei der Deutschen Kinderhilfe auch noch ein hohes Gehalt bezöge. Hier geht es um die hauptamtliche Geschäftsführung und um die Relation Spenden/ Verwaltungsaufwand/ Gehälter

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