Von Minaretten und Terrorismusfurcht

Forscht man nach den Gründen einer  Minarettablehnung, ist oft quer durch die Bevölkerung, auch bei uns, eine sehr diffuse Türken,- Islam- und Islamistenangst feststellbar. „Hassprediger“ in deutschen Moscheen scheinen offensichtlich Freitag für Freitag in Deutschland zum heiligen Krieg aufzurufen und der Beobachter wundert sich, dass die solcherart Agitierten anschliessend gemütlich Tee trinken oder friedlich nach Hause gehen, statt schon seit Jahren Amok zu laufen, die deutsche Bevölkerung zu massakrieren oder wenigstens schweizerische Gipfelkreuze zu eliminieren.

Erst heute versäumte BILD es in der Minarettdebatte erneut nicht, darauf hinzuweisen, dass einer der Attentäter vom 11. September in Hamburg „die Moschee“ (mit oder ohne Türmchen?) besuchte. Es ist erst wenige Jahre her, dass der hessliche Ministerpräsident Roland Koch mit einer an Verlogenheit und Falschdarstellungen kaum zu überbietenden Agitation am Beispiel des „Doppelpasses“ die hessische Bevölkerung für sich und ganz eindeutig „gegen türkische Ausländer“ mehrheitlich mobilisieren konnte.

Unsere „Minarettabstimmung“ hatten wir also schon – bis hin zur Leitkulturdebatte. Dies sei denen gesagt, die anklagend auf die Schweiz zeigen. Erstaunlich oft begegneten mir in den letzten Tagen sogar  junge Leute, die plötzlich völlig irrational argumentieren. Selbst nach eigener Einschätzung weltoffene Dönerverspeiser äußern sich plötzlich in einer Form, die sich nur nur noch in Sprachgewandtheit und Rechtschreibung vom einfachen brandenburgischen Dorfnazi unterscheidet. „Passt nicht hierher“ ist ein oft gebrauchtes Argument.

Wer aber legt bitte in einer pluralen weltoffenen Gesellschaft in der Mitte Europas heute fest, was  passt und was nicht hierher passt? Der Turm an der Moschee, der Punk auf dem Marktplatz, der frühstückende Flashmob in Braunschweig? Natürlich darf und muss (!) man sich mit religiös begründeten Auswüchsen von der Scharia bis hin zu „Ehrenmorden“ irre gewordener männlicher Familienangehöriger  kritisch auseinandersetzen und diese auch verabscheuen. Doch steht weder die Moschee noch ein Minarett für Terrorismus, Ehrenmorde oder fehlende Integration. Beide stehen so wenig dafür, wie der katholische Dorfkirchturm heute für Hexenverbrennungen steht. Die Aufgeregtheit der Debatte um dieses „Symbol“ ist dessen ungeachtet auch mit  real existierenden und überhaupt nicht zu leugnenden Integrationsproblemen erklärbar, für die sich beide „Seiten“  jeweils trefflich unterlegt Schuld zuweisen können.

Die hauptsächliche Ursache hierfür wird dabei aber noch immer aus der gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland peinlich ausgeblendet. Diese besteht aus der unter Führung der Unionsparteien aus ideologischen Gründen jahrzehntelang gepflegten Behauptung, „Deutschland sei kein Einwanderungsland.“ Nun sind aber eben Menschen islamischen Glaubens bei uns zwischenzeitlich über Generationen hinweg zugewandert. Dazu passt „treffend“ der Satz von CDU- Rechtsaußen Bosbach, „wonach das Ergebnis der Volksabstimmung Ausdruck einer auch in Deutschland weit verbreiteten Angst vor einer Islamisierung der Gesellschaft sei“.  Wie heuchlerisch! Wie verlogen! An dieser Angst schürte Bosbach bis heute kräftig mit, indem auch er  jedes „Terrorvideo“ eines spätpubertierenden „Islamisten“ nicht nur vor Bundestagswahlen zur realen Terrorwarnung hochstilisierte.  Diese Warnungen  versetzen Deutschland  seit Jahren in einen gruseligen Dauerzustand antiislamischer Stammtischhysterie. Aus diesem Grunde ist auch eine jetzt veröffentlichte Untersuchung äußerst interessant, die mit der Formulierung „Terror- die inszenierte Gefahr“ gut beschrieben ist.

Stück für Stück weisen Wissenschaftler der Universität Jena ohne jede Beschönigung realer Gefahren  nach, wie das Bild des Islam letztlich durch die Berichterstattung über religiös verbrämten Terrorismus geprägt wird. Thematisiert werden, so der Kommunikationspsychologe Professor Frindte, nicht die Ursachen von Terror, sondern die Massnahmen gegen ihn. Und hier wird es interessant: Fremdenfeindlich eingestellte Personen, die Muslime generell ablehnen, befürworten auch verschärfte Sicherheits- und Überwachungsmassnahmen im so genannten Kampf gegen den Terrorismus. Die Ablehnung von Muslimen wird von solchen Menschen gerade mit  „islamistischer“ Gefahr begründet. Dazu trägt die medial inszenierte Terrorgefahr  bei.

Vielleicht passen deshalb Minarette ja doch zu uns: Als Symbol dafür, dass es noch Bürgerrechte gibt- auch für Minderheiten islamischen Glaubens. Wer heute Bürgerrechte für Minderheiten schützt, muss möglicherweise morgen nicht um seine eigenen Rechte fürchten.

39 Gedanken zu „Von Minaretten und Terrorismusfurcht

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  2. genau

    Danke Herr Tauss für Ihre Ansichten.

    Als „Insider“ dem die Spitze der PP nicht ganz unvertraut sein dürfte würde ich Sie gerne fragen was Sie von Stefan „Aaron“ König halten?

    Meiner bescheidenen Meinung nach und der meines Umfeldes, alles PP-Mitglieder bzw PP-Wähler die ich kenne, ist er völlig unhaltbar als Partei-Vorstand.

    Nicht nur, dass seine Äußerungen weit, zu weit, ins „falsche Lager“ fallen, also in das der Intoleranten, der Zensierer, der Unterdrücker und Korrupten, kurzum derjenigen gegen die die PP, demokratisch, vorgehen will!

    Nein, er bestätigt seine miserablen Ansichtn und die Hetze mit noch windigeren und inhaltsloseren Artikeln die mit dem „Filmchen“, welches er als „Beweis“ vorbrachte, seine Spitze fanden (auf seinem Blog wird dann auch nicht kommentiert wann er Inhalte entfernte die zuviel Gegenwind brachten und damit ist er voll auf Kurs der intransparenten, derzeitigen Bundesregierung!).

    Wieso dauert der Mechanismus hier so lange, der prüfen kann ob dieser Mann haltbar ist?

    Denn auch knapp eine Woche später ist keine Entschuldigung von ihm zu hören.

    Wenn Sie die Antwort nicht öffentlich posten wollen würde ich mich auch über eine e-mail sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    PP-Wähler-Mitglied

  3. Yopperau

    Ich bin weder religiös, noch habe ich Angst vor irgendwelchen Terroranschlägen. Ein Minarettverbot so ganz grundsätzlich sehe ich als ziemlich zweckfrei, da hier mal wieder von der Politik vorgegeben wird, wie dumm und unwehrhaft doch das eigene Volk ist.

    Ich persönlich wollte nicht von muslimischen Gesängen geweckt werden, gilt aber genauso für Kirchenglocken und der Hahn der vom Misthaufen aus kräht.

    Ob so etwas gebaut wird oder nicht ist alleine Entscheidung einer Gemeinde, wo betreffendes Gebäude errichtet werden soll. Gibt es wirklich bedenken dagegen, kann auch lokal dagegen protestiert werden oder eben dafür.

    zum Thema Toleranz: Alles hat seine Grenzen. Wer nur an das gute im Menschen glaubt, hat einen ziemlich verblendeten Blick auf die Welt. Positive und Negative Aspekte halten sich die Waage. Das Extrem im guten, wie im schlechten wird nur von denen vorgezogen, die zu Faul sind im Einzelfall zu nachzudenken. Und im Fall hier liegt nahe, das ein landesweiter Verbot absoluter Schwachsinn ist. Populismus in Reinkultur.

  4. Skunki

    Jedem Anhänger einer bestimmten Religion sei der Film „Kingdom Of Heaven“ angeraten. Die Botschaft zeigt am Schluß, daß Menschen und Religionen nur dann friedlich nebeneinander bestehen können, wenn sie sich gegenseitig achten, respektieren und tolerant miteinander umgehen. Ein „Minarettverbot“ wird nur weiter polarisieren und eine Spielwiese für Ultrakonservative darstellen, die fest im Glauben sind, Inhaber der einzigen Wahrheit zu sein.

    Und dann wird es gefährlich!

  5. PG

    „Kirchensteuern sind den christlichen Religionsgemeinschaften vorbehalten.“
    Herr Tauss, erzählen sie hier doch keine Märchen 🙂

    „Kirchensteuern“ darf jede staatskirchenrechliche Körperschaft des öffentlichen Rechts erheben. Dazu gehören neben der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche (mit ihren Landeskirchen) sowie den Freikirchen (und ner Reihe „Sekten“, bei denen einige der vorgenannten Probleme hätten, würde man sie als christlich bezeichnen) auch einige jüdische Gemeinden (die wiederum ein Problem damit hätten, als christlich bezeichnet zu werden), sowie der bayrische „Bund für Geistesfreiheit“ (eine Interessenvertretung für Freidenker, Agnostiker, Atheisten und Humanisten)

    Bis auf die römisch-katholische und die evangelische Kirche, sowie einige wenige freikirchliche und jüdische Gemeinden macht aber wohl keine der Körperschaften von diesem Recht (oder auch dem Recht, Religionslehrer zu stellen und was diese KdöR sonst noch alles dürfen) Gebrauch.

    Dass es keine islamische Körperschaft in diesem Sinne gibt, hängt meines Wissens damit zusammen, dass man es angeblich noch nicht geschafft hat, einen ausreichend ernstzunehmenden „Dachverband“ zu gründen, der diesen Status erhalten könnte.
    Aber vielleicht hat sich einfach noch keiner ausreichend drum gekümmert (Die Zeugen Jehovas haben 15 Jahre darum kämpfen müssen, allerdings unter „erschwerten Bedingungen“).

    Schlecht ist der Status nicht, selbst wenn man die Rechte nicht alle in Anspruch nehmen will, da er unter anderem „anerkannte“ Schnittstellen zu Politik und Medien gewährleistet.
    Gerade beim Islam, der in Politik und Medien eher durch den Dreck als den Kakao gezogen wird, ist nicht das nicht zu verachten.

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  7. Florian Besser

    finde den Beitrag gelungen. Ich weiß selbst nicht so recht was ich von diesem Thema halten soll, da ich ehrlich sagen muss, dass ich mich noch nicht genug mit dem Thema Islam auseinandergesetzt habe um mir darüber ein Urteil zu erlauben.

    noch was zum Blog Allgemein, ich finde es unangenehm diese Texte zu lesen, da nach meiner Ansicht die Breite dieser viel zu klein ist, so kommt man nicht in den „Lesefluß“.
    Außerdem scheint mit deinen Uhrzeiten was nicht zu stimmen, immer die selbe Uhrzeit.

  8. Jörg Tauss

    Es geht in der Tat um Toleranz und nicht um die Tolerierung von Intoleranz an einer anderen Stelle… 😉

  9. Besim Karadeniz

    Höchst sachlicher Artikel, der es auf den Punkt bringt. Wir lassen uns – zu Recht – nicht in die Art und Weise hineinreden, wie wir als Gesellschaft mit Problemen fertig werden. Warum deshalb genau das Argument, in islamischen Staaten sei das Bauen von Kirchen nicht gestattet, dazu herhalten soll, dass wir deren Gotteshäuser ebenfalls reglementieren, ist nicht zu beantworten, außer wenn man das berühmt-berüchtigte Bauchgefühl zuhilfe nimmt.

    Bäuche sind wichtig, ich habe auch einen gewaltigen, aber Bäuche denken einseitig. Ich will in keiner Gesellschaft leben, die nur Bäuche denken lässt.

  10. Jörg Tauss

    Dies dient meiner eigenen rechtlichen Absicherung. Ich kann nicht ständig den Blog betreuen und bitte um Verständnis, wenn ich die Beiträge gewisser Personen hier nicht lesen will. Im übrigen bekomme ich sehr viele freundliche Hinweise technischer Art oder auf Tippfehler, die nach Korrektur an dieser Stelle nicht noch einmal erwähnt werden müssen. Der Raum sollte also Meinungsbeiträgen vorbehalten sein, die ich in der Vergangenheit übrigens ausnahmslos veröffentlicht habe.

  11. Jörg Tauss

    Schmidt – Salomons Artikel ist sicher bemerkenswert. Allerdings habe ich einen anderen Blickwinkel gewählt: Nämlich den Zusammenhang zwischen Islamphobie und reaktionären Denkstrukturen. Und dieser ist durch die Uni Jena sehr beeindruckend nachgewiesen.

  12. Jörg Tauss

    Die Frage nach den Kosten müssen Sie den islamischen Gemeinden stellen. Kirchensteuern sind den christlichen Religionsgemeinschaften vorbehalten. Im übrigen masse ich mir nicht an zu entscheiden, was ausreicht und was nicht ausreicht. Ich schreibe auch niemandem vor, ob er sich 3 oder 4 Zimmer im Haus baut. Was die Priorität anlangt: Wo Toleranz aufhört, sind Piraten gefragt. Das Thema Abmahnungen ist bei uns schon bisher in guten Händen gewesen, was sich allein an der heutigen Diskussion zu diesem Thema ablesen lässt. Ich selbst dürfte in diesem Bereich wohl deutlich geworden zu sein (siehe jacko, jackwolfskin etc.). Was das Thema Schweiz angeht respektiere ich natürlich Volksentscheidungen, auch wenn sie auf primitivem Rechtspopulismus basieren (sollten). Interessant ist übrigens, dass die Ablehnung dort am stärksten war, wo es überhaupt keine nennenswerten islamischen Bevölkerungsanteile gibt. Aus diesem Grunde darf man sich mit den Motiven derer, die ein Signal für Intoleranz gegeben haben, auch auseinandersetzen.

  13. MissGeschick

    feuertinte… schöner Text aber nicht ganz stimmig, denn verbieten ist auch intoleranz, oder?

    toleranz ist eine Gradwanderung, jeder hat eine andere Hemmschwelle, Toleranz lässt sich nicht messen.

    eine Frage die ich mir seit mehreren Jahren stelle ist folgende:
    Ist es tolerant, Toleranz zu verlangen?

    Aber, so frage ich mich auch, was kann denn wirklich passieren, wenn Moscheen und Gebetstürme erbaut werden?
    Ich lese hier, dass man sie vll. nicht verstehen könnte, die Menschen, die dort beten… versteht ihr euren Pastor, wann habt ihr ihn das letzte mal gesehen kennt ihr seinen Namen?
    Viele haben bedenken dass eine Isolation entsteht, aber die ist doch längst entstanden und mit solchen Verboten und Meinungen erst recht.
    Mir war nicht bekannt das auch Muslime gegen solche Türme gestimmt haben, darüber muss ich mich erst informieren und was ihre Beweggründe sind.

    Kritik ist immer angebracht, egal worum es geht, darum lese ich gern alle Meinungen hier und versuche andere Sichtweisen zu finden, also auch Danke an die Kritiker und auch schön zu wissen, dass viele ebenso der Meinung sind, dass Integration ein politisches Problem ist.

  14. feuertinte

    „Weniger bekannt ist das Paradox der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

    Damit wünsche ich nicht zu sagen, dass wir z. B. intolerante Philosophien (oder Religionen) auf jeden Fall gewaltsam unterdrücken sollten; solange wir ihnen durch rationale Argumente beikommen können und solange wir sie durch die öffentliche Meinung in Schranken halten können, wäre ihre Unterdrückung sicher höchst unvernünftig. Aber wir sollten für uns das Recht in Anspruch nehmen, sie, wenn nötig, mit Gewalt zu unterdrücken; denn es kann sich leicht herausstellen, dass ihre Vertreter nicht bereit sind, mit uns auf der Ebene rationaler Diskussion zusammenzutreffen, und beginnen, das Argumentieren als solches zu verwerfen; sie können ihren Anhängern verbieten, auf rationale Argumente – die sie ein Täuschungsmanöver nennen – zu hören, und sie werden ihnen vielleicht den Rat geben, Argumente mit Fäusten und Pistolen zu beantworten.

    Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.“

    Aus: Karl Popper – Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.

  15. Karl Heinz

    ps: Die Option ihrer Homepage: „Achtung: Der Kommentar muß erst noch freigegeben werden.“, ist natürlich auch nicht gerade vertrauenerweckend für einen „Pirat“…
    Auch, wenn man heutzutage so einiges im Internet liest, was in keinster Weise konstruktiv ist.

  16. Karl Heinz

    Alles gut und schön. Allerdings frage ich Sie, was würde wohl passieren, kämen wir morgen auf die Idee, christliche Kirchen und Kathedralen in muslimisch geprägten Ländern zu bauen?

    Ich glaube nicht, dass wir auf durchweg positive Resonanz treffen würden.

    Nun will ich hier keine Vermutungen aufstellen, die ich selber nicht beweisen könnte, dennoch denke ich, dass eine überwiegende Mehrheit sich dagegen aussprechen würde.
    Und meiner Meinung nach würde auch dann das Argument: „Passt nicht hierher“ mehr als einmal vorkommen.

    Jeder, der hier steif und fest das Gegenteil behaupten möchte, ist à la Orwell’s: „Ignoranz ist Stärke“ weder sachlich noch wahrhaftig objektiv und trägt auch in keinster Weise etwas zu dieser Konversation bei.

    Im Endeffekt glaube ich nicht an richtig oder falsch, zumal jede Entscheidung Gutes als auch Schlechtes mit sich bringt.

    Aber sollte man sich nicht auch einmal fragen, was das Ganze soll? Wieso reichen die bisherigen Kulturzentren/ Gebetshäuser nicht mehr aus? Ist Religion nicht etwas Spirituelles? Seit wann ist für die Ausübung einer Religion ein SPEZIFISCHES Gebäude nötig? Und wer soll überhaupt dafür zahlen?

    Wie dem auch sei, keiner hat irgendjemandem seinen Glauben verboten. Die Bürger eines Landes haben lediglich über die Gestaltung ihrer „Landschaft“ entschieden.

    _______

    Nun möchte ich einmal auf den Fokus der Piraten Partei in dieser Sache eingehen.

    Warum ist hier die Rede von Demokratie und Freiheit?
    Im Fall der Schweiz hat es keine politische Bevormundung gegeben, sondern ein Referendum, eine Volksabstimmung!

    In meinen Augen ist diese ganze Polemik unnötig und lenkt von den wahren Problemen ab, die wahre Bevormundung bleibt dem Bürger sowieso schön verborgen und während ich hier schreibe, geht irgendwo wieder ein Stück Demokratie verloren. Der Verlust unserer Rechte und Freiheiten kommt schleichend und leise und nicht wie hier mit einem grossen Knall!

    Und hier muss ich auch Sie etwas fragen, Herr Tauss: glauben Sie nicht, dass Sie, als „Pirat“ nicht Dinge von höhere Priorität haben?

    Während Sie über Offensichtlichkeiten in Deutschland schreiben, bleiben Probleme, die im Hauptaugenmerk der Piraten Partei liegen, bestehen!!!
    Weiterhin werden Deutsche Blogger abgemahnt und mundtot gemacht. Ich frage Sie, ist DAS Demokratie?! Hier nur mal ein Beispiel, dass ihnen sicher bereits zu Ohren gekommen ist:

    http://www.internet-law.de/2009/11/rechtsanwalt-kornmeier-lasst.html

    Aber nicht jeder Blogger ist Anwalt, geschweige denn im geringsten mit der juristischen Materie auf diesem Gebiet vertraut! Otto-Normalverbraucher ist hier hoffnungslos verloren!

    MfG

  17. Chrisp4u

    Generell zeigt sich bei dieser Debatte doch, dass es sich nicht um die Haltung zu Minaretten sondern vielmehr um die Haltung zum islamischen Glauben geht.

    Gestern wurden in den Nachrichten diverse Personen in Köln befragt, ob sie für ein Minarettverbot in Deutschland sind.

    Ein Großteil antwortete mit Ja – ich behaupte das 90% der Antwortenden nicht wissen was ein Minarett überhaupt ist und die Frage falsch verstanden haben.

    Das zeigt sich vorallem dadurch, dass manche der antworten die Begründung „…versucht mal eine Kirche in der Türkei zu bauen…“ enthalten.

    Es geht also um den islamischen Glauben und nicht um das Minarett an sich.

    Es ist davon auszugehen, dass die Bevölkerung Angst vor einer islamisierung hat, weil sie den Islam nicht kennen.

    In der Bevölkerung heißt es, der Islam unterdrücke die Frau (Kopftuch) etc., positives über den Islam hört man kaum.

    Dies ist ein typisches Beispiel wie Unwissenheit die Angst schürt!

    Zu meiner eigenen Meinung:
    Wenn ein Großteil der schweizer Bevölkerung keine Minarette möchte, dann sollen sie das auch bekommen – für mich ein gutes Beispiel für Basisdemokratie.

    Denn: ein Minarett diente historisch gesehen, dazu die Gebetszeiten auszurufen und Nachrichten zu verbreiten – und das geht heute auch ohne Minarett.

    Beten können Muslime in der Mosche. Ob sie ein Minarett hat, oder eben nicht ist dabei in religiöser Hinsicht vollkommen egal!

    Ich würde mich freuen, wenn einige Leser auf meiner kleinen Abstimmung unter http://twtpoll.com/za5dqm mitmachen würden.
    Danke!

  18. Jörg Tauss

    Den Einwand mit den Parallelgesellschaften verstehe ich an dieser Stelle nicht. Ich wollte keine Religionsdiskussion sondern eine zum Thema Toleranz….

  19. Jörg Tauss

    Ich habe noch nie Exekutive mit Legislative verwechselt 😉 Können wir aber gerne diskutieren. Was die Parolen angeht: Die Studie der Uni Jena ist (leider) ziemlich eindeutig und berechtigt zu meinem zugegebenermassen provokanten Tweet.

  20. Jörg Tauss

    Es geht um Toleranz. Um sonst nichts. Im übrigen widerspreche ich der These vom Herrschaftsanspruch entschieden. Und auch Muslime haben das Recht, zu stimmen wie sie wollen 😉

  21. bundesbedenkentraeger

    Ich bin für vorwärts. Rückwärts schaffen wir ein Vakuum, das dann wirklich die Terroristen füllen könnten, ob islamisch christlich oder Atheistisch (25% ist ja kein Pappenstiel) wäre mir egal, wenn mich einer umnietet…

  22. Stephan Eisvogel

    Da hast du jetzt aber schön ausgeblendet, dass Religionen allein durch ihr Wesen („Meine Götter sind die echten, deine nicht“) als Separatisten genau die Bemühungen – bestenfalls unterschwellig – torpedieren, die wir in Deutschland brauchen um endlich bei einer zielführenden Integrationsdiskussion anzukommen. Die Alternative sind Parallelgesellschaften die niemand will. Und genau wie bei den „Parallelgesellschaften“ im Großen (ganze Landstriche und Länder) kommt die Menschheit bei kleinen und den dicken Brummerproblemen nur über Kooperation weiter.

    Natürlich, wenn das nicht das Ziel ist, dann her mit den Religionen und ihren Türmen und Propheten.

    Es ist mir unbegreiflich, warum sich so gut wie alle in dieser Diskussion stets auf die besagten Türmchen kaprizieren. Tretet bitte 10 Schritte zurück, denn das Mosaik ist größer: Die Kernfrage nach Gleichberechtigung von Religionen ist „gerecht“ nur vorwärts oder rückwärts zu lösen. Vorwärts bedeutet, alle Religionen, also Moslems, Juden, Zeugen Jehovas, und so weiter bekommen ab sofort z.B. auch den Cash, den ein ordentlicher katholischer Bischof von allgemeinen Steuermitteln kassiert. Wie? Nicht durchsetzbar? Schöne Demokraten seid ihr. Gut, versuchen wir den Konflikt rückwärts zu lösen. Niemand bekommt Geld vom Staat, niemand hat Sonderrechte (tschüss Konkordatslehrstühle) und auch keine Gebäude werden gebaut, die die Privatheit der Religion öffentlich machen und damit ein Missfallen anderer Fraktionen provozieren könnten. Die Kirchen stellen wir unter Denk-mal-Schutz, was für ein passender und zugleich vollkommen unpassender Begriff. Dann hätten sogar die 25% Atheisten in Deutschland auch mal etwas von der Sache.

    Ich bin für rückwärts.

  23. BS

    Mit welcher Bestimmtheit hier ebensolche Stammtisch-Parolen -nur eben von der anderen Seite des Tisches als absolut und allgemeingültig „gezwitschert“ werden. Faszinierend, würde der spitzohrige Vulkanier wohl sagen. Die Welt ist nicht schwarz und weiß, unendliche Grauabstufungen sind vorhanden. Und dass Schelte auf die aktuelle, gewählte! Regierung nahezu zum guten Ton gehört, nun ja. Differenzierung tut not, besonders hier in diesem Beitrag. Nicht wieder Legeslative mit Exekutive verwechseln, kann böse enden. Und reicht nicht immer als billige Ausrede.
    In diesem Sinne, nichts für ungut,
    BS

  24. Ismirworscht

    Ein super Beitrag. Sowas hätte ich mir eher von Aaron König gewünscht als das, was als zerebrale Häufchen dort gesetzt wurde.

    Während es in der Tat manchmal ein wenig befremdlich wirken mag, wenn auf einmal mitten in im „westlichen Stil“ gebauten Städten ein orientalisch wirkendes Gebäude steht, so finde ich durchaus, dass diese ihre Berechtigung haben.

    Oftmals wird begründet: Solange wir keine Kirchen in xy bauen dürfen … aber hallo, wen das stört, der muss gerade dann mit gutem Beispiel vorangehen.

    Wenn sich dann noch Kirchen wie in meinem ehemaligen Wohnort als Betonklötze präsentieren, dann wünsche ich mir lieber eine schöne Moschee. Gut, ich werde vorraussichtlich beides in naher Zukunft nicht besuchen, sofern nicht ein Fest in der Verwandtschaft mich dazu nötigt, aber ich finde die Freiheit sollte man den Leuten schon lassen.

    Ein Gedanke, der mich immer wieder beschäftigt, wenn es um die Gefahr in Deutschland geht:
    Wie viele Menschen wurden Opfer von Spielern von Actionspielen?
    Wie viele Menschen wurden Opfer von Terroranschlägen durch Menschen mit Migrationshintergrund?

    Und jetzt:
    Wie viele Menschen wurden schon durch Unachtsamkeit der Umgebung in den Freitod getrieben?

    Wie viele Menschen wurden Opfer von Alkohol, sei es durch Trunkenheit am Steuer, durch abgesenkte Gewaltschwellen? Nein, ich will gewiß keinen Alkohol verbieten.

    Ich frage mich nur immer nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Oder anders gesagt: Die wahren Gefahren sind schon lange toleriert, gewisse Eisbergspitzen machen aber medial eben deutlich mehr her und man macht sich weniger Feinde – noch.

    Demokratie heißt nicht, gezielt Angst zu schüren und damit Mehrheiten zu gewinnen.

    Demokratie sollte darauf beruhen, dass korrekt und objektiv informiert wird und die Menschen basierend darauf ihre Entscheidungen treffen können.

    Es gab da mal einen Spruch: Denke selbst, werde Pirat/wähle Piraten. Ich finde leider mit dem Denken alleine ist es nicht getan. Denn denken tun die meisten, nur oft fehlt eine objektive Information. Die wird man nicht in allen Fällen selbst herbeiholen können. Wer also bewußt falsch informiert, zerstört für mich die Demokratie.

  25. Johannes

    Sehr gut geschrieben! Dem ist einfach nichts mehr hinzuzufügen. Ich hoffe nur, auch verblendete wie Stefan ‚Aaron‘ nehmen sich die Muße hier zu lesen und haben dann die Chuzpe zuzulassen, dass sie nachdenken und ihre Meinung ändern.

    Johannes

  26. Florian K.

    Bei diesem Thema bin ich mir meiner Meinung selbst nicht sicher. Auf der einen Seite bin ich selbstverständlich ein Verfechter absoluter Religionsfreiheit. Würde aber jemand auf die Idee kommen, in der Nachbarschaft eine Moschee mit Minarett zu errichten, wäre ich bestimmt nicht für dieses Vorhaben. Bei einem zehnstöckigen Hochhaus allerdings auch nicht.
    Das einzige Problem, das ich und sicherlich auch andere Bundesbürger mit muslimischen Einwanderern habe, ist die teilweise dürftige Integration dieser in unsere einheimische Gesellschaft. Obwohl ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung dem islamischen Glauben angehört, kenne ich persönlich wenige davon. Es existiert eine gewisse Distanz zwischen beiden Gruppen; die muss dringend behoben werden. Denn ich denke das ist der Grund dafür, dass die meisten (und da nehme ich durchaus nicht aus) ein negatives Bild von ihnen bekommen.
    Man stelle sich vor, in der Nachbarschaft wird eine Moschee gebaut, täglich betet der Muezin fünfmal vom Minarett herab in einer Sprache, die man nicht versteht. Wöchentlich kommen unbekannte Leute, die das Gotteshaus besuchen, der Inhalt der religiösen Unterweisung ist unbekannt, sie sprechen alle in einer Sprache die man nicht versteht, unterhalten sich wegen Verständnisschwierigkeiten nicht mit den ansässigen Bewohnern … Da kann ich durchaus verstehen, dass diese gegen den Bau eines solchen Gebäudes sind. Auch wenn nicht alles davon zwangsläufig stimmt, die Leute stellen sich das eben so vor.

  27. Stephan TPunkt

    Ein sehr schöner Blogeintrag und ich kann nur vollste Zustimmung geben.

    Desweiteren ist zu dem Thema auch folgender Link interessant:
    http://www.tagesschau.de/ausland/islamumfrage2.html

    50.000 Muslime wurden hinsicht Gewalt, Mord und der westlichen Welt befragt.

    Das Ergebnis überraschte mich persönlich nicht, bestätigt mich aber insofern, dass „der böse Muselmann“ eben nicht unter uns lebt und uns alle töten will…

  28. tux.

    Hätt ja nich‘ gedacht, Ihnen mal widersprechen zu müssen:
    Minarette sind ein Symbol islamischen Herrschaftsanspruchs, sie sind kein Glaubenssymbol. Es wurde nicht gegen den Islam abgestimmt, gegen Moscheebau hat keiner was. Wie sonst erklären Sie es sich, dass auch einige Muslime für das Minarettverbot gestimmt haben?

  29. MissGeschick

    Religionen sind für Moral gemacht, so singt es Herbert Grönemeyer in seinem Lied unserer Welt.
    Genau so sollten wir alle unsere Religion wahrnehmen.
    Es geht doch schon lange nicht mehr unter jungen Menschen um die Glaubensfrage, sondern wie Sie so schön sagen Herr Tauss sind hier Medien und die Führung diesen Landes schuldig, schuldig im Sinne von Hetze gegen Ausländer, aufbauschen von Gefahren wo keine sind!

    Auch ich habe mir die Frage gestellt bezüglich des süssen Türmchen, die einzige Befürchtung, die ich anfangs hatte, war, dass so evtl. noch weniger sich integrieren lassen. Aber eine Integration ist ja gar nicht gewollt, warum sonst werden Sprach und Kulturkurse sowie Austausch so wenig gefördert?
    Es ist gewollt vom Staat unter dem Volk Angst und Misstrauen zu verbreiten, es ist gewollt, das wir uns gegenseitig beäugen und jeden für einen Terroristen halten.
    Gerade die Muslimen halten zusammen, das stört die Politik ungemein, denn ist es doch der Zusammenhalt der überall fehlt, wären wir eine wirkliche Gemeinschaft, wonach ich mich persönlich sehne, egal welche Religionsbasis oder Hautfarbe, dann würden die Fäden anders gesponnen und man müsste nicht nur von Superhelden träumen.

    Danke für Ihren Beitrag, fand ich wirklich gut!!
    LG
    MissGeschick / fibbi (Twitter)

  30. Marc ("motorradblogger")

    Das Problem besteht doch nur darin, dass die Menschen Angst haben und diese Ängste teilweise durch Politik und Medien noch geschürt werden. Denn verängstigten gegenüber lässt sich leichter argumentieren, bzw rationale Argument werden nebensächlich.

    Wo ist der Geist der Demonstration „Freiheit statt Angst“ geblieben?

    Ich kann nur jedem Menschen empfehlen sich von seinen künstlichen Ängsten zu lösen, dann ist man offener, hat einen viel klareren Blick und kann sich auf das wesentliche konzentrieren.

    Die irrationalen Ängste dürfen nicht unsere Gesellschaft dominieren! Wischt sie weg!

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